Operette von Jacques Offenbach

Eintrag vom: 01.07.2016 12:01 Uhr

Was darf die Satire? Diese Frage stellt sich nicht erst seit Jan Böhmermann. Als in Frankreich um 1850 das sogenannte „Dritte Kaiserreich“ ausgerufen wurde, glaubten nicht wenige, dass nach sechs Jahrzehnten Revolution und Konterrevolution jetzt nur noch sehr viel Humor würde helfen können. Ludovic Halévy und Hector Crémieux schrieben einem der frechsten Tonsetzer des Kontinents, Jacques Offenbach, den Text zu „Orpheus in der Unterwelt“. 

Die Götter des Olymp glichen darin nicht ganz zufällig den herrschenden Wortführern des Landes. Die „Öffentliche Meinung“, bislang in Frankreich Garant für mindestens eine Revolution pro Jahrzehnt, bekam ihr Fett gleich mit weg. Alles packte Offenbach in die schönsten Melodien und Tänze, nicht zuletzt in den berühmten „Galop infernal“, heute bekannt als der „Can-Can“.

In der Rahmenhandlung erleben wir Szenen einer in die Jahre gekommenen Ehe. Die Duellanten: Sänger Orpheus und Gattin Eurydike.
Beide gönnen sich ein erotisches Doppelleben, Eurydike sogar eines mit Unterwelt-Chef Pluto. In dessen Reich landet Eurydike nach einem Attentat, zu dem Pluto Orpheus angestachelt hat. Der trauert seiner Frau zwar nicht nach, wird aber von der „Öffentlichen Meinung“ gezwungen Protest einzulegen. Was folgt, ist ein göttlicher Überraschungsbesuch in der Unterwelt.

Den so persiflierten Pariser Meinungsführern soll der Spaß gefallen haben, womit eine Qualität von Satire bewiesen wäre: Sie ist zeitlos gültig und vordergründig gut verdaubar. Bon appétit!

Landestheater Coburg
Bild: Landestheater Coburg

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